Wie werden die Löhne in 2023 steigen?

Noch sind einige Unternehmen dabei, die Entscheide für die Lohnerhöhungen 2022 zu fällen, da richten andere bereits den Blick auf die Lohnrunde 2023. Worauf ist bei den Lohnerhöhungen 2023 zu achten, welche Faktoren werden relevant sein, wie werden die Löhne in 2023 steigen?

Wirtschaftsentwicklung 2022

Ein erster Entscheidungsfaktor für die Lohnrunde 2023 und die Lohnerhöhungen 2023 ist die Wirtschaftsentwicklung 2022.

Seco veranschlagt das Wachstum des Bruttoinlandprodukts in 2022 derzeit auf 2,8%. Als bremsende Faktoren nennt Seco die gestiegene Teuerung und den Ukraine-Konflikt. Für 2023 wird das Wirtschaftswachstum unverändert auf 2,0% geschätzt.

Die Schweizer Wirtschaft ist insgesamt in einer relativ guten Verfassung. Die Binnenkonjunktur erholt sich, die Beschäftigung wächst, die Arbeitslosigkeit liegt auf Vorkrisenniveau und wird für 2022 auf 2,1% sowie für 2023 auf 2,0% geschätzt.

Aufholpotentiale sieht Seco in vielen Dienstleistungsbranchen, die nach Aufhebung der Corona-Massnahmen sich kräftig erholen werden.

Ukraine-Konflikt

Die direkten Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Schweiz sieht Seco nur begrenzt, da die wirtschaftliche Verflechtung der Schweiz mit Russland und der Ukraine verhältnismässig gering ist.

Hingegen dürften deutliche indirekte Effekte zu erwarten sein. Die Preise von Energieträgern, bestimmten Grundnahrungsmitteln und Industriemetallen sind stark angestiegen.

Damit bleibt der Teuerungsdruck bestehen und es ist von höheren Inflationsraten auszugehen. Hat das Seco im Dezember die Teuerung 2022 noch auf 1,1% prognostiziert, so sind es aktuell 1,9%, was den privaten Konsum dämpfen wird.

Steigende Unsicherheiten

Der Ukraine-Konflikt wird die Entscheidungsunsicherheit weiter erhöhen. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Investitionsklima global verschlechtert und die globalen Lieferkettenprobleme sich weiter verstärken.

Ebenso ist unklar, wie sich Covid-19 weiter entwickelt. Derzeit steigen die Ansteckungszahlen und es ist nicht auszuschliessen, dass wieder restriktivere Massnahmen ergriffen werden müssen.

Je nach Szenario kann sich die Schweizer Wirtschaft bis Ende Jahr wieder normalisieren, sofern ein deutlicher Abschwung bei wichtigen Handelspartnern ausbleibt.

Dennoch ist die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt sehr gross. Sollte es zu Engpässen oder Ausfällen bei der Lieferung von Rohstoffen kommen, ist bei anhaltendem Preisdruck mit einem Rückgang der Wirtschaftsentwicklung zu rechnen.

Wie werden die Löhne in 2023 steigen?

Bezüglich der Lohnerhöhungen 2023 gibt es zwei gegenläufige Trends. Einerseits ist eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums nicht ausgeschlossen. Das reduziert den Spielraum der Unternehmen für Lohnerhöhungen.

Andererseits sind Preiserhöhungen zu erwarten. Die Teuerung ist traditionell ein wichtiges Element in den Entscheiden zu Lohnerhöhungen der Unternehmen und der öffentlichen Hand.

Die Gegenläufigkeit der beiden Trends dürfte die Unternehmen vor schwierige Entscheide stellen. Mit 1,2 Prozent Lohnerhöhungen für 2022 sowie einer Teuerung von 1,9% im gleichen Zeitraum, erfolgt kein Teuerungsausgleich in 2022.

Steigende Preise an der Basis der Wertschöpfungskette, Ausfälle und Verzögerungen in Lieferketten bewirken nicht nur steigende Preise, sondern senken bei Unternehmen auch den Spielraum für Lohnerhöhungen und Investitionen.

Da sich Unternehmen häufig an Teuerungsraten der Vergangenheit orientieren, ist durchaus denkbar, dass in weniger betroffenen Branchen Lohnerhöhungen um bis zu 2 Prozent erreicht werden. Stärker betroffene Unternehmen dürften mit einem echten Dilemma konfrontiert sein.

Quellen und Links

Seco Konjunkturprognose vom 14.03.2022

Lohntendenzen.ch Prognose Lohnerhöhungen 2022 vom 18. März 2022