In Maschinenindustrie stockt es erneut

Im Sommer noch war in der Schweizer Maschinenindustrie Zuversicht aufgekommen, obschon die Branche von der Frankenstärke arg in Mittleidenschaft gezogen wurde. Nun ist man aber verunsichert und es scheint, als ob man sich zu früh Hoffnungen gemacht hat. Für zufriedene Gesichter hatten im MEM-Sektor, der die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie umfasst, vorübergehend positive Verkaufszahlen gesorgt. Der Umsatz erhöhte sich im zweiten Jahresviertel branchenweit zwar nur um 2%, doch war dies die erste Steigerung nach sieben Quartalen mit ununterbrochen rückläufigen Einkünften.

Von einer «dezenten Morgenröte» sprach der Präsident des Branchenverbandes Swismem, Hans Hess, an einer Medienkonferenz Ende August. Er gab sich zuversichtlich, dass die Erholung weitergehen dürfte. Nun ist auch er verunsichert. Grund dafür sind die unerwartet schlechten Zahlen der grossen Player wie ABB und Bucher im dritten Quartal. Ebenfalls haben OC Oerlikon und Sulzer den Weg aus dem Tief noch nicht gefunden.

Zu den schlechten Aussichten kommen Personalmassnahmen, die bekannte Unternehmen der Maschinenindustrie jüngst als Möglichkeit in Betracht gezogen haben. So wurde vor Wochenfrist bekannt, dass der Bieler Werkzeugmaschinenhersteller Mikron wegen mangelnder Kapazitätsauslastung vorhat, 25 von 345 Stellen am Standort Agno (TI) abzubauen. Als weitere Massnahme hat man begonnen, sich für die mögliche Einführung von Kurzarbeit im selben Werk vorzubereiten. Bereits seit Anfang Oktober wird bei Burckhardt Compression in Winterthur Kurzarbeit geleistet, weil ncht genügend Aufträge vorhanden sind, um alle Angestellten voll auszulasten.

Welche Auswirkungen der kürzlich angekündigte Stellenabbau beim kanadischen Schienenfahrzeug- und Flugzeughersteller Bombarider nach sich ziehen wird, ist noch unklar. Bereits letzten Februar hat die Gruppe die Entlassung von 7000 Arbeitnehmern in Aussicht gestellt und will nun aus Kostengründen den Personalbestand um weitere 7500 Stellen senken. Im Rahmen der ersten Restrukturierungsrunde mussten in der Schweiz, wo die Gruppe noch knapp 1200 Beschäftigte zählt, 40 Kündigungen ausgesprochen werden. Als sicher gilt zurzeit einzig, dass der mit der Herstellung von Doppelstockwagen für die SBB gut ausgelastete Produktionsstandort in Villeneuve (VD) erneut ausgespart bleibt.

Was es braucht, damit Kunden wieder Mut zu Investitionen fassen und damit den Wachstumsmotor wieder antreiben, lässt sich gegenwärtig kaum sagen. Häufig genannt werden Anstösse, die von der Digitalisierung der Maschinenparks ausgelöst werden. Allerdings sieht es danach aus, dass momentan nur einzelne Märkte wie Deutschland diese Vorteile verspüren. Dort haben viele Industrieunternehmen bereits aktiv mit der Umsetzung begonnen.

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Artikel in der NZZ vom 07.11.2016