Trotz Fachkräftemangel stagnieren die Löhne

In gesamt Europa herrscht ein Fachkräftemangel, von dem auch die Schweiz nicht unbetroffen bleibt. Ohne Zuwanderung würden hierzulande bereits heute altersbedingt mehr Fachkräfte vom Markt gehen, als neue hinzukommen. Als Problemlösung bieten sich Roboter nur beschränkt an, da sie einen zusätzlichen Bedarf an Informatik-Spezialisten generieren.

Jedoch ist das Beklagen des Fachkräftemangels zu relativieren. Denn trotz fehlendem Personal haben die Reallöhne in der Schweiz stagniert. Dies auch in besonders betroffenen Branchen wie beispielsweise der Pflege.

Auf den ersten Blick scheint dies unlogisch. Denn bis anhin hatten Arbeitnehmer bei niedriger Arbeitslosigkeit eine grosse Lohnverhandlungsmacht. Dieser Zusammenhang lässt sich in der sogenannten Phillips-Kurve darstellen. Die Kurve flacht jedoch seit den 1980er Jahren zunehmends ab. Gründe sind im technologischen Wandel aber auch der Globalisierung zu finden.

Die Technologisierung führt dazu, dass für viele Online-Angebote nicht mehr Personal eingestellt werden muss, um mehr Kunden zu bedienen.

Aufgrund der Globalisierung können Unternehmen ihre Produktion in Länder verschieben, welche billigere Löhne haben. Bereits die Androhung einer solchen Verschiebung führt zu schwächerer Lohnentwicklung. Auch ist es lukrativ für die Arbeitgeber, zuerst im Ausland nach Fachkräften zu suchen, bevor sie die inländischen Löhne anheben.

Lösungen für das Fachkräfteproblem sind Bildungsinitiativen, welche die Spezialisierung fördern. Aber auch die Förderung der Akzeptanz gegenüber Zuwanderern, da sie einen Teil des Fachkräftemangels ausgleichen können. Zudem ist es wichtig, das Steuersystem zu erneuern, damit Zweitverdiener nicht länger bestraft werden. Ein weiterer Lösungsansatz sind flexiblere Arbeits- und Lohnmodelle und eine Rentenreform.

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NZZ vom 18. September 2019, Artikel 1

NZZ vom 18. September 2019, Artikel 2