Arbeitszeiterhöhungen infolge des starken Frankens

Schweizer Firmen erhöhen die Arbeitszeiten: Bereits im Juli erhöht Franke die Arbeitszeiten und senkt die Kaderlöhne. Lonza einigt sich mit Unia und Syna auf eine befristete Arbeitszeiterhöhung.

Die Arbeitszeit wird per 1. September für die Mitarbeitenden am Standort Visp erhöht. Dafür verzichtet der in der Branche Chemie/Pharma angesiedelte Konzern auf Entlassungen. Die Massnahme ist auf 18 Monate beschränkt. Gleichzeitig soll die Anzahl temporärer Mitarbeitender eingeschränkt werden.

Reichle & De-Massari ist dabei, «neue strategische Überlegungen» anzustellen, um Kosten zu senken. Darunter werden auch Arbeitszeiterhöhungen erwähnt.

Storz Medical (siehe @lohntendenzen) bietet den Mitarbeitenden kurzfristig neue Arbeitsverträge mit 10% weniger Lohn und 2 Stunden mehr Arbeit pro Woche.

Franke hat sich ebenfalls mit den Gewerkschaften geeinigt und erhöht auf September 2011 die Arbeitszeiten. Die Löhne des Kaders werden um 3% reduziert. Die Vereinbarung gilt bis Ende 2012.

Weitere Firmen, wie Model und Bucher haben ähnliche Massnahmen getroffen.

Der Grund ist überall der starke Franken, der den exportorientierten Unternehmen zu schaffen macht. Doch ist das wirklich der einzige Grund? Einige Monate mit starkem Franken reichen aus, dass so bedeutende Firmen in die Knie gezwungen werden. Und dass die Lösung ist, mehr zu arbeiten, um dem Problem zu begegnen.

Die Diskussion ist derzeit «nach allen Seiten hin offen». Nicht ganz zu Unrecht weist die NZZ vor einigen Tagen darauf hin, dass die Schweiz ein «Hochpreis- und ein Hochlohnland» ist. Weitere Stimmen sagen, dass der Exportboom weiterhin anhält – indirekt zeigen die Arbeitszeitverlängerungen in diese Richtung: Ein Unternehmen mit ungenügender Auftragslage verlängert die Arbeitszeiten kaum.

Und das wirkliche Problem ist, dass nicht der Franken stark ist, sondern der Euro und der Dollar schwach sind. Vielleicht wird Fukushima auch den Yen unter Druck setzen. Die europäische Schuldenkrise hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht und es gibt Anzeichen, dass die Schwächung unserer wichtigsten Exportwährungen weiter anhält.

Damit wird verständlich, wenn verschiedene Experten finden, die  schweizerische Notenbank und die jüngsten Entscheide des Bundesrates könnten gegen diese schiere Übermacht kaum etwas ausrichten.

Die europäischen Politiker freuen sich letztlich über ihre schwachen Währungen, die ihre Exporte steigern hilft, was im Inland zu Beschäftigungseffekten führt. Daher gibt es kaum Anreize, die Währungen zu stützen. Die diabolischen Berater im Hintergrund der Politik haben offenbar den Auftrag, die Realisierung der Probleme auf die Zeit nach den nächsten Wahlen zu verschieben.

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