Wurde die Kaufkraft nicht unterschätzt?

Dass die Kaufkraft nicht unterschätzt wird, erwidert Gunther Schnabel, Professor für Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität Leipzig, auf einen Artikel der NZZ, über den wir hier berichtet haben. Er geht im Gegenteil davon aus, dass die Inflation höher und somit das reale Wachstum und die Lohnzuwächse niedriger sind, als offiziell bestätigt.

Gunther Schnabel erklärt, dass bei Qualitätsverbesserung durchaus eine Inflationsanpassung stattfinde. Die Preise im Warenkorb für die Berechnung der Teuerung würden dabei gesenkt. Jedoch finde im umgekehrten Fall bei einer Qualitätsverschlechterung keine Preiserhöhung im Warenkorb statt. Er argumentiert, dass bei vielen Gütern im Zeitverlauf die Qualität sinkt. So habe sich die Nutzungsdauer vieler Güter verkürzt, wie die Beispiele Telefon oder Kleidung zeigten. Zudem finde eine Reduktion bei Dienstleistungen statt, was sich vor allem an Selbstbedienungstheken bemerkbar macht.

Auch bei der Qualität von öffentlichen Gütern sieht Gunther Schnabel Qualitätssenkungen. Auch wenn diese nicht in die Preismessung eingehen, werden diese letztlich von den Bürgern via Steuern bezahlt. Und die Steuern sind in den letzten Jahren stetig gestiegen.

Um aufzuzeigen, dass die Kaufkraft nicht unterschätzt wird, vergleicht er die Wohnlage von jungen Menschen aus der Mittelschicht vor 60 Jahren und heute. Vor 6o Jahren konnten sich diese von einem Gehalt ein Häuschen mit Garten und ein Auto für eine vierköpfige Familie finanzieren. Heute leben zwei Doppelverdiener mit einem Kind zum gleichen Preis in einer Mietwohnung.

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NZZ vom 25.06.2019